Kohlsuppe eine gute Diät zum Abnehmen?
Jahrelang beherrschte sie die Magazine und Frauenzeitschriften, war in den Ernährungssparten der Büchereien und Buchhandlungen das Zentral-Thema – und warf die Frage auf, ob man nun die Allzweckwaffe gegen wuchernde Pfunde gefunden hatte. Die Rede ist, natürlich, von der Kohlsuppen-Diät.
Die Gemüsige hatte es Millionen von Abnehm-Willigen und –Wütigen angetan. „Ein paar Pfund in wenigen Tagen“, so wurde versprochen, einige berichteten von spektakulären, fast unglaublich erscheinenden Erfolgen. Ein echter Hype! Heute ist es etwas ruhiger geworden. Vielleicht war doch ein Haken an der Sache? Tatsächlich hat diese Diät auch heute noch ihre Fans. Aber sie ist nicht mehr unumstritten. Doch der Reihe nach.
Einfaches Rezept: Wenig Kalorien, viele Vitalstoffe
Tatsächlich: Eines der Pfunde, mit der die Kohlsuppe wuchert, ist ihre besondere Kalorienarmut bei doch respektabler Dichte an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen. Gerade mal 25-30 Kalorien auf 100g – da wird man nicht nur nicht dick, man sollte auch abnehmen. Auf Salz verzichtet man bei der Rezeptur, außer Weißkohl, ein paar wenigen anderen Gemüsesorten und Kräutern findet man: nichts. Was auch genügt, um über den Tag zu kommen. Zumindest über einen. Die Suppe ist basisch, und man könnte ihr entschlackenden Effekt bescheinigen. Wie Studien zeigen, kann der Genuss von Weißkohl moderat auch den Cholesterinspiegel senken.
Echt der Burner?
Eines der markanten Marketing-Argumente des Kohlsuppen-Themas ist, dass die Suppe im Grunde so schwer verdaubar ist, dass hinter den Kulissen besonders viel Stoffwechselaktivität ablaufen muss. Der Organismus läuft also auf Hochtouren und verbrennt quasi nebenbei Fett.
Diese ideale Vorstellung, so schön sie ist, konnte wissenschaftlich nie bestätigt werden. Zwar ist Kohl tatsächlich schwer verdaubar, aber das genügt nicht, um den Organismus dadurch zur Fettverbrennungs-Maschine zu stimulieren. Das Gemüse enthält entwässernde Bestandteile und dazu Senföle, die günstige Effekte auf die Darmflora besitzen. Allerdings gehen diese Eigenschaften durch den Zubereitungsprozess fast vollständig verloren.
Größtes Problem: Die Muskeln hungern
Was Erfinder und Autoren nicht zu Ende gedacht oder vielleicht absichtlich verschwiegen haben: Die Kohlsuppe ist so gut wie Protein-befreit. Mickrige 1 g Eiweiß auf 100g fertige Suppe. Zur Erinnerung: Etwa 50 – 80 Gramm Eiweiß pro Tag benötigen wir an Protein im Normalbetrieb. Was den Fett-Zellen relativ egal ist, wird den Muskeln spätestens dann zur Qual, wenn alles verfügbare Protein verbraucht ist. Und wer hungert, baut ab. Muskeln, die nicht genügend versorgt werden, bauen sich langsam ab. Wie heute aber fast jeder weiß: ebenjene Muskeln sind die Basis für guten, effizienten Stoffwechsel. Die sich verringernde Muskelmasse reduziert folgerichtig auch den Grundumsatz. Unschöne Konsequenz: Die Gefahr eines Jo-Jo-Effektes nimmt nach einer Diät deutlich zu.
Ehrliches Fazit – Ja! Aber nur kurz
Kohl ist gesund. Davon bleibt im verarbeiteten Zustand noch einiges erhalten. Wer auf die Schnelle ein paar Pfund Gewicht (davon ist vieles dann auch Wasser) loswerden möchte, der kann problemlos auf diese vitalstoffreiche Variante zurückgreifen. Der Erfolg ist nicht garantiert, aber doch wahrscheinlich. Länger als 5 bis 7 Tage sollte man die Diät aus den erwähnten Gründen nicht betreiben.
Übrigens: Ähnlich gut und mit vielleicht noch mehr Bio-Power funktioniert die Variante mit Brokkoli.