Chinesischer Raupenpilz mit eigenartiger Entwicklung
Der Chinesische Raupenpilz mit dem lateinischen Namen Cordyceps sinensis ist ein sehr ungewöhnlicher Pilz, der auf der ganzen Welt für Interesse sorgt. Bereits die äußeren Merkmale und Lebensumstände von Cordyceps sinensis fallen aus dem Rahmen. Cordyceps sinensis ernährt sich nicht von totem Holz oder Substrat. Der Pilz lebt den Winter über unterirdisch als Parasit auf Raupenlarven. Rund 30 verschiedene Arten von Wurzelbohrer-Motten (Familie Hepialidae) kommen für die Cordyceps-Entwicklung in Frage. Wenn der Schnee geschmolzen ist, hat der Raupenpilz die Raupe aufgezehrt und wächst als neuer Pilz an die Erdoberfläche. Wegen dieses ungewöhnlichen Lebenszyklus nannten die Chinesen ihn Winter-Wurm-Sommer-Gras.
Er ist mindestens so groß wie ein Streichholz und besteht nicht aus Stiel und Kappe, sondern erinnert von seiner Optik her an eine Raupe.
Vegan ist der Cordyceps durch seinen Raupenparasitismus also nicht, jedenfalls nicht der wild wachsende Raupenpilz. Veganer können aber trotzdem Cordyceps-Produkte konsumieren. Heute wird der Pilz normalerweise auf natürliche Weise gezüchtet – ganz ohne Beteiligung von Raupen, also vegan
Hochland von Tibet als natürlicher Lebensraum des Vitalpilzes Cordyceps
Der natürliche Lebensraum von Cordyceps sinensis liegt im Hochland von Tibet. Dort liegen die Weiden der Yaks in einer Höhe von 3.000 bis 5.000 m. Und es waren wohl Hirten, die wahrscheinlich schon vor über 1.000 Jahren über die ungewöhnlich aphrodisierenden Wirkungen von Cordyceps auf ihre Tiere berichteten. Sie vermuteten, dass die Rinder auf pilzreichen Weiden eine scheinbar erhöhte Widerstandskraft und Lebenserwartung aufwiesen als die anderswo gehaltenen Tiere.
Der Vitalpilz Cordyceps sinensis wird seit über 1.000 Jahren in Tibet gesammelt und genutzt. Er müsste also eigentlich tibetischer Raupenpilz heißen. Aber es bleibt bei dem Namen „Cordyceps sinensis“, also chinesischer Raupenpilz. Er geht auf Europäer zurück, die den Pilz auf chinesischen Märkten gefunden hatten.
Klimawandel hat Einfluß auf Cordyceps-Handel
Früher sammelten Hirtenfamilien die Cordyceps-Pilze für ihren Eigenbedarf. In harten Wintern schätzten sie getrocknete Raupenpilze als nahrhafte und stärkende Ergänzung zum Nahrungsangebot. Heute hat sich das Sammeln, der Kauf und Verkauf von Raupenpilzen zu einem weltweiten Geschäft entwickelt. Die Cordyceps-Ernte bringt der sozial schwachen Landbevölkerung die Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen. Andererseits belastet die Ernte aber auch das ökologische Gleichgewicht auf den Hochebenen. So waren im Jahr 2006 angeblich rund 69.900 Sammler in der einsamen Himalaya-Region Dolpo unterwegs, um nach Cordyceps sinensis Ausschau zu halten. Die Realität ist wenig romatisch: Wer wochenlang Cordyceps sammelt, lebt von Ende April bis Juni in provisorischen Zeltlagern, muss sich selbst und seine Lasttiere verpflegen, braucht Feuerholz und hinterlässt Müll. Der Klimawandel scheint auch einen Einfluss auf Cordyceps zu besitzen: Wärmere Winter lassen die Ernten zurückgehen. Seit Beginn der Pandemie zeigen sich Auswirkungen auf den Cordyceps-Handel durch Probleme internationaler Lieferketten.
Vitalpilz Cordyceps kaufen
In China gilt der Besitz von Cordyceps als sicheres Zeichen von Wohlstand. Der Pilz kann zum Beispiel zum Füllen eines Geflügelgerichts benutzt werden. Nicht nur zum Neujahrsfest ist eine Schachtel Cordyceps ein hochkarätiges Geschenk, mit dem man Eindruck machen kann. Man kann den Vitalpilz Cordyceps auf Märkten kaufen oder in Geschäften, wo er kunstvoll verpackt angeboten wird.
In Europa dagegen findet man keine unverarbeiteten Cordyceps-Pilze. Wer Cordyceps sinensis zu sich nehmen möchte, wird Pilz-Extrakte oder Pilz-Pulver in Kapselform kaufen. Für deren Produktion wird Cordyceps-Myzel heutzutage auf einer Nährstofflösung kultiviert. Das muss kein Nachteil sein, im Gegenteil: Der kultivierte Raupenpilz enthält pilzspezifische Inhaltsstoffe in wesentlich höherer Konzentration als der wild wachsende Pilz. Auch sind Verunreinigungen und die Streckung des Konzentrats bei dieser Produktion ausgeschlossen
Dr. Kappl Tipp
Cordyceps als Radikalfänger
Unsere Umwelt enthält leider die verschiedensten schädigenden Substanzen, die wir mit dem Essen oder der Luft aufnehmen, ohne es zu bemerken. Cordyceps wirkt so positiv, weil er effiziente Radikalfänger enthält, mit denen oxidative Prozesse gestoppt werden. Eine ideale Vorbeugung also.
Was macht Cordyceps so wertvoll für den Menschen?
Er enthält – wie viele andere Pilze auch – Vitamine, Spurenelemente, essenzielle Aminosäuren und Polysaccharide. Die Wirkung von Cordyceps sinensis entsteht jedoch durch weitere hochkarätige Inhaltsstoffe, etwa Cordycepin, Ophicordin, L-Tryptophan, D-Mannitol und Galactomannan.
Um die Wirkung von Cordyceps ranken sich viele Legenden, deren Wahrheitsgehalt in einigen Fällen tatsächlich durch eine ganze Reihe von Studien unterstützt wird. In alten chinesischen Kräuterbüchern kann man nachlesen, dass Cordyceps sinensis die Lebensenergie stärkt – ein Qi-Tonikum gegen Erschöpfung, gedrückte Stimmung und Fatigue. Eine wichtige Wirkung von Cordyceps soll darin bestehen, körperliche und geistige Erschöpfungszustände zu verbessern, die Stimmung anzuheben und müden Kranken Energie zu spenden. Besonders an den Nieren, dem Herz und den Atmungsorgane soll die Wirkung von Cordyceps spürbar werden.
Eine weitere Wirkung von Cordyceps bezieht sich auf das Immunsystem. Der Pilz unterstützt und stimuliert die körpereigene Abwehr, insbesondere aktiviert er die Bildung der weißen Blutkörperchen, der Makrophagen, der natürlichen Killerzellen sowie die von Gamma-Interferon, Interleukin-1 und Immunglobulin. Einige Sportler schwören auf eine gesteigerte Ausdauerleistung und bessere Sauerstoffversorgung, wenn sie regelmäßig Cordyceps sinensis zu sich nehmen
Cordyceps bei unerfülltem Kinderwunsch
Dr. Kappl Tipp
Vorsicht bei hormonsensitiven Tumoren !
Einerseits wird darüber diskutiert, ob Cordycepin möglicherweise eine Anti-Tumor-Wirkung besitzt. Andererseits rate ich bei hormonsensitiven Tumoren (Brustkrebs, Prostatakrebs) zur Vorsicht, da Cordyceps zu einem Anstieg von Östrogen und Testosteron führen kann.
Die Cordyceps Familie: Cordyceps militaris und Cordyceps cicadae
Cordyceps sinensis ist vielleicht der berühmteste Raupenpilz. Aber auch ein Blick auf seine nahen Verwandten lohnt sich: Cordyceps militaris (Puppenkernkeule) und Cordyceps cicadae haben sich in mehreren Untersuchungen ebenfalls als stärkend und schützend für verschiedene innere Organe erwiesen.
Um Cordyceps militaris in der Natur zu finden, muss man nicht nach Asien reisen; dieser Pilz kommt von August bis November auch in Europa vor. Außerdem lässt er sich relativ leicht züchten und hat sogar einen höheren Cordycepin-Gehalt als Cordyceps sinensis.